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Dein (T)raum: Über die Vorteile der Mehrfachnutzung

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Bereits vor einigen Wochen haben wir über das Café Charlie & Lars berichtet, das im Gartensalon ein temporäres Zuhause gefunden hat. Die Gründerin und Visionärin dahinter, Katrin Wesche-Kolo, möchte mit ihrem Café die Transformation zu einer klimaneutralen Welt vorantreiben. Mit mehr Bewusstsein für unsere Ernährung, mehr Wertschätzung für Lebensmittel und weniger Fleisch auf dem Teller. Das Rezept dazu ist einfach: regionale, ökologische und biologische Lebensmittelbeschaffung.

 

Und da durch bloßes Denken und Träumen keine Veränderungen geschehen, hat Katrin sich Anfang des Jahres auf die Suche nach einer geeigneten Location gemacht und ist auf unserem Marketplace fündig geworden. Nach dem Austausch über unsere Plattform, einem persönlichen Kennenlernen und der Ausarbeitung weiterer Rahmenbedingungen, wurde Charlie & Lars schließlich von Anfang Mai bis Ende Juli im Gartensalon auf Herz und Nieren getestet. Und es wurde ein Erfolg auf ganzer Linie. Mit uns hat Katrin nun über die Vor- und Nachteile der geteilten Flächennutzung gesprochen und erzählt uns von den Chancen, die dieses Modell bietet. Und verrät, worauf es bei einer solchen Kooperation wirklich ankommt.

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Das Thema Nachhaltigkeit liegt ihr schon seit Jahren am Herzen. Große Ausbaufähigkeiten diesbezüglich sieht sie vor allem in der Gastronomie; ihre Ausbildung hat Katrin in der Hotellerie absolviert. Doch wie kam schließlich der Sprung hin zum eigenen Café?

„In der Gastronomie hast du einen großen Impact, da du täglich so viele Leute erreichst. Wenn 200 Leute am Tag ein Café besuchen und sich dort klimabewusst ernähren, hast du schon eine ganze Menge erreicht. Durch unsere Tätigkeit in der Gastronomie kann man Menschen wieder für die Wertschätzung von Lebensmitteln sensibilisieren.“

 

Wie kam es dazu, dass du dein Konzept in Mehrfachnutzung eröffnet hast?

„Die Idee zu einem eigenen Café hatte ich bereits vor anderthalb Jahren. Eigentlich war ich noch gar nicht so weit, mein Konzept in die Tat umzusetzen. Es standen weder Name, noch Konzept oder der Business Plan dahinter. Eine Freundin hatte mich dann auf SHQUARED aufmerksam gemacht. Dort bin ich auf den Gartensalon gestoßen, habe Susi und Ines über die Plattform kontaktiert und auf Basis der Gegebenheiten mein Konzept weiter ausgearbeitet. Innerhalb von zwei Monaten habe ich dann alles auf die Beine gestellt: von der Personalsuche bis hin zur Namensfindung. Die Flächennutzung war der Startpunkt für das ganze Business.“

 

Welche Vorteile siehst du in der Mehrfachnutzung im Vergleich zu einer herkömmlichen Miete?

„Ein Riesenvorteil war herauszufinden, was für uns praktikabel ist, was wir brauchen und wie die Aufteilung für die eigene Fläche später einmal sein muss. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Anfangs war ich hin und weg von der Küche im Gartensalon und der festen Überzeugung, so eine bräuchte ich für meinen eigenen Laden später einmal auch. Heute weiß ich, dass ich einiges anders machen würde. Nur weil etwas für andere gut funktioniert, heißt es nicht, dass es deinen individuellen Ansprüchen gerecht wird. Ich weiß jetzt genau, was ich haben will und was ich eben nicht haben will. So kann ich jetzt viel gezielter bei der Suche nach meiner eigenen Fläche vorgehen. Außerdem war es hilfreich, die Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie zu testen.“

 

„Ein weiterer Vorteil ist, dass du gerade als Neuling super viel Expertise durch die Gastronomen erhältst, die die Fläche bereits betreiben. Sei es bei behördlichen Auflagen oder bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie einem kaputten Kühlschrank - du bekommst einfach immer Support. Auch bei operativen Fragen und um sich einfach Meinungen und Erfahrungswerte einzuholen ist das Feedback durch die Flächenbetreiber goldwert.

 

„Wir sind bereits in den ersten zwei Wochen nach unserer Eröffnung völlig durch die Decke gegangen! Und das lag vor allem daran, dass wir von der Kundschaft des Gartensalons profitiert haben. Dieser Sogeffekt in Kombination mit der zentralen Lage waren für mich toll, um mich einfach einmal auszuprobieren, ohne viel zu riskieren. Auch durch die Postings auf Social Media haben wir sehr profitiert. Was mir vorab auch nicht bewusst war, ist dass ihr ja auch ganz viel Werbung für die Konzepte macht. Das ist etwas, wo ich gedachte habe: wie cool, das kann ich jetzt auch noch mitnehmen!“

 

„Unser Konzept ist recht komplex aufgrund der eigenen Vorgaben, die wir uns auferlegt haben. Wir kreieren unser Menü nicht und kaufen entsprechend ein, sondern kreieren unser Menü erst aufgrund dessen, was wir aus der Region geliefert bekommen. Anfangs gab es viele Zweifel, ob das funktionieren kann, auch von Köchen, mit denen ich Bewerbungsgespräche geführt habe. Und doch hat sich gezeigt: es funktioniert!“

 

„Ich habe jetzt eine lange Liste an Learnings, mit denen ich sehr viel effizienter an meinen Businessplan für meinen eigenen Laden gehen kann. Und noch dazu habe ich die Möglichkeit, tatsächliche Zahlen aus der Realität zu präsentieren, wenn es darum geht, bei der Bank einen Kredit anzufragen. Das wäre ohne eine solche Mehrfachnutzung nicht möglich gewesen. Auch bei der Kapitalbedarfsplanung habe ich jetzt konkrete Zahlen, da ich einfach den Laden durchgegangen bin und jetzt weiß, wofür ich wie viel Geld ausgeben kann und muss.“

 

„Das Netzwerk, das man in dieser Zeit aufbauen kann, ist ebenfalls toll! Mit Lieferanten, Nachbarn, … man kann viel abgreifen, wenn man offen dafür ist! Außerdem bist du, was deinen Standort betrifft, sehr flexibel! Es ist einfacher, schnell eine geeignete Fläche in Mehrfachnutzung zu finden als direkt eine Immobilie zur dauerhaften Miete an deinem Traum-Standort. So lernst du auch deine Zielgruppe besser kennen und kannst einschätzen, wen du wie ansprechen möchtest. Das machst es für mich in Zukunft einfacher, mein Marketing zu platzieren. Das ist viel wert!“

 

„Der letze Punkt ist, dass gerade Gastronomen immer das Problem haben, anfangs nur schwer Kapital zu bekommen. Vor allem die Pandemie hat diese Situation nochmals erschwert. Ich habe mein Konzept ausprobiert und kann konkret sagen: dieser Umsatz ist möglich - hier sind meine Zahlen. Insbesondere für Quereinsteiger ist dieses Konzept der Mehrfachnutzung toll, weil du so einen hohen Lerneffekt hast ohne dabei auf die Schnauze fallen zu können.“

 

„Stichwort Corona: Du machst einen Laden auf, aber wer weiß, wann der nächste Lockdown kommt? Mit einer geteilten Flächennutzung hast du einfach weniger Risiko. Du musst nicht so viel Geld in die Hand nehmen und kannst dich einfach ausprobieren. Und wenn der nächste Lockdown kommt, dann hast du nicht so viel zu verlieren. Und dann gibt es ja auch noch den Versicherungsschutz, den ihr anbietet.“

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Würdest du, rückblickend auf deine bisherige Erfahrung, eine Mehrfachnutzung nochmals eingehen?

„Wäre ich jetzt noch einmal in der Situation wie damals, dann auf jeden Fall! Die Mehrfachnutzung war das Beste, das mir in dem Fall hätte passieren können. Da ich selbst Mutter von zwei Kindern bin, war es auch in der Hinsicht hilfreich, einfach mal zu schauen, wie sich Selbstständigkeit und Familie vereinbaren lassen und welchen Workload das eigentlich bedeutet. Ich würde es wirklich jedem empfehlen. Du hast ja nichts zu verlieren!“

 

Was war die größte Herausforderung bei der Mehrfachnutzung?

„Personal! Denn vor allem für diesen kurzen und befristeten Zeitraum findest du nur sehr schwer Leute. Ich hatte viel Glück und bin sehr dankbar dafür, wie es sich entwickelt hat. Außerdem muss man bedenken, dass das Team anfangs natürlich noch nicht eingespielt ist und daher auch eventuelle krankheitsbedingte Ausfälle nicht so gut handeln kann. Andererseits ist dein Optimierungsprozess viel schneller, weil man lernt, mit den Gegebenheiten umzugehen und sich anzupassen.“

 

Was war das schönste Erlebnis während dieser drei Monate?

„Nichts Spezifisches, da ich im Allgemeinen sehr glücklich über diese Zeit bin! Aber vor allem über Stammgäste habe ich mich sehr gefreut. Eine unserer Kundinnen kam mindestens ein mal pro Woche während ihrer Mittagspause sogar aus Sendling mit dem Fahrrad!“

 

Wie sieht die Zukunft von Charlie & Lars aus?

„Ich bin aktuell auf der Suche nach einer Fläche, die ich dauerhaft mieten kann. Mein Ziel ist es, noch in diesem Jahr ein eigenes Café in München zu eröffnen, am liebsten in Haidhausen. Ich denke, es ist wichtig, zeitnah weiterzumachen, um die Idee von Charlie & Lars nicht versinken zu lassen. Für die Zukunft kann ich mir vorstellen, selbst mal meine eigene Fläche für Mehrfachnutzung anzubieten. Ich habe gemerkt, dass eine cleane Fläche sich leichter „teilen lässt“ und werde das auch bei der Konzipierung meines eigenen Ladens berücksichtigen. Ich fände es toll, über mehrere Monate andere nachhaltige Gastronomen dabei an die Hand zu nehmen und ihnen den nötigen Raum zu bieten.“

 

Noch irgendwelche letzten Worte zum Thema Mehrfachnutzung?

„Abschließend kann ich eigentlich nur sagen: Es ist mega! Du kannst in dieser kurzen Zeit so viele Erfahrungswerte sammeln! Und das gleiche gilt für die Flächenbesitzer, die neue Erkenntnisse bekommen - das Learning gilt definitiv für beide Seiten! Ein neuer Blick auf die Dinge hilft allen. Du musst dem anderen vertrauen und dich aufeinander abstimmen. Es war hier im Gartensalon ein tolles Geben und Nehmen.“

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Wir freuen uns sehr über dieses schöne Feedback und wünschen Katrin mit ihrem Konzept alles Gute für die Zukunft. Außerdem sind wir gespannt, wohin sie ihre Reise führen wird (und freuen uns schon jetzt auf weitere leckere Kuchen, knusprige Brote und frische Salate!). Noch ganz nebenbei: der Gartensalon, der seit über 10 Jahren zum Stadtbild Münchens gehört, ist jetzt wieder bereit für eine neue Mehrfachnutzung! Wenn auch du dich einfach mal ausprobieren willst, findest du auf unserem Marketplace verschiedene Flächen, die du ganz unverbindlich anfragen kannst, um dich auszutauschen. Wir helfen dir dabei, den passenden Raum für dein Vorhaben zu finden und sind schon sehr gespannt auf dein Inserat! Lege dir ganz einfach ein Profil bei uns an und lass deinen Traum vom eigenen Raum wahr werden!

Autor:innen

Lea Perlinger
Seit Anfang 2021 arbeite ich für SHQUARED und unterstütze das Team vor allem im Bereich der Sichtbarkeit. Zu meinen Aufgaben gehören ein ansprechender und professioneller Social Media Auftritt, der Versand unseres Newsletters sowie das Schreiben sämtlicher Artikel für unseren firmeneigenen Blog mitsamt allem, was dabei eben noch so anfällt. Das Führen von Interviews sowie die Recherche wichtiger Hintergründe ist dabei ebenso essentiell wie das Fotografieren, Filmen und anschließende Editieren.